Informationen über Schmierstoffe für Kraftfahrzeuge

Eine Vielzahl unterschiedlicher Schmierstoffnormen macht es der Werkstatt und auch dem Autofahrer immer schwerer auf Anhieb das richtige Motoröl zu finden. Oft ist die richtige Zuordnung des Motoröls auch für den Spezialisten nur noch mit Hilfe eines entsprechenden Ölfinders möglich.

Das liegt an den stetig wachsenden Anforderungen moderner Motoren an die Schmierstoffe. So bringt die Autoindustrie und somit auch die Ölindustrie laufend neue Schmierstoffnormen heraus. Wer soll da noch den Durchblick behalten?

Neben den verschiedenen Motorölen gilt das natürlich auch für moderne Getriebeöle für Schaltgetriebe und Automatikgetriebe. Dazu zählen dann auch Differenzialgetriebe. Bei Motorrädern zählen dann die Anforderungen einer Ölbadkupplung zu den Besonderheiten. Und bei 2-Takt Ölen gibt es wiederum andere Besonderheiten zu beachten. Es bleibt also definitiv spannend.

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Die verschiedenen Grundöle

Als Basis für die Herstellung von Motoröl dient das Rohöl. Durch unterschiedliche Raffinerieverfahren werden die verschiedenen Grundöle (mineralisch, hydrocrack oder
vollsynthetisch) hergestellt. Diese Grundöle bilden dann die Ausgangsbasis für die Herstellung von Schmierölen aller Art.

Mineralisches Grundöl

Durch die atmosphärische Destillation werden aus dem Rohöl verschiedene Kraftstoffe wie zum Beispiel Leichtbenzin, Schwerbenzin, Petroleum und Dieselkraftstoff gewonnen. Dabei fallen Rückstände an. Diese Rückstände werden einer Vakuum-Destillation unterzogen wobei verschiedene Öle darunter auch Motoröl entsteht. Anschließend werden dem Destillat unerwünschte und schädliche Bestandteile durch den Raffinierungsprozess bzw. durch das Entparaffinieren entzogen. Durch das abschließende Hydrofinishing wird die Alterungsstabilität deutlich erhöht und das Mineralische Grundöl ist fertig.

Vollsynthetisches Grundöl

Als Ausgangsprodukt für das vollsynthetische Grundöl dient ein Rohbenzin, das sogenanntes Naphtha. Das Rohbenzin wird durch Cracken in reaktionsfreudige Gasmoleküle umgewandelt. Im anschließenden Syntheseprozess werden die kurzen Molekülketten zu langen Molekülketten, den Poly-Alpha-Olefinen (PAO) zusammengesetzt (synthetisiert). Das vollsynthetische Grundöl hat durch diese Moleküle besonders hochwertige Eigenschaften. Der aufwendige Herstellungsprozess hat allerdings auch seinen Preis.

Hydrocrack-Grundöl

Da die mineralischen Grundöle die heute notwendigen Anforderungen  der modernen Motoren nicht mehr erfüllen, greifen die Hersteller seit etwa 20 Jahren überwiegend auf sogenannten Hydrocrack-Öle zurück. Es handelt sich dabei um qualitativ hochwertige Öle zu einem attraktiven Preis. Die Basis für Hydrocrack-Grundöle bildet das bei der Mineralölgewinnung entzogene Paraffin. Das Paraffin besteht aus langkettigen
Molekülverbindungen die auf eine brauchbare Länge gekürzt werden (katalytisches Hydrocracken).

Die verschiedenen Additive für Motoröl

Um auf Basis der genannten Grundöle ein Motoröl herzustellen, werden den Grundölen ein gewisser Anteil an Additiven zugesetzt. Welche Additive das sind hängt von den Vorgaben der Autoindustrie ab, die vorgibt welche Eigenschaften das Motoröl letztendlich für eine Motorenfreigabe haben muss. Der prozentuale Anteil der Additive unterscheidet sich dabei je nach der Art des Motoröls.

Bei mineralischen Motorenölen (wie zum Beispiel bei einem typischen 15W-40 Motoröl) ergibt sich folgende Zusammensetzung:

  • Mineralisches Grundöl ca. 80 % – 85 %
  • Additive ca. 15 % – 20 %

Mineralisches Motoröl in der Viskosität 15W-40 war in den 80er Jahren einmal das meist verkaufte Öl. Mittlerweile hat es jedoch seine Bedeutung verloren, und es ist recht selten das ein Händler einmal einen Kanister davon verkauft.

Bei teilsynthetischen Motorölen (beispielsweise ein 10W-40 Motoröl) ergibt sich dann folgende Zusammensetzung:

  • Mineralisches Grundöl ca. 60 % – 80 %
  • Synthetisches Grundöl mindestens 10 % bis ca. 20 %
  • Additive ca. 10 % – 20 % Anteil

Das typische 10W-40 teilsynthetische Motorenöl war über einen sehr langen Zeitraum das meist verkaufte Motoröl. Nur sehr langsam verliert es seine Bedeutung in den Verkaufsstatistiken.

Hydrocrack Motorenöle (oft handelt es sich dabei um 5W-30 Motoröle) bestehen aus:

  • Hydrocrack-Grundöl ca. 70 % – 80 %
  • Additive ca. 20 % – 30 %

Motoröle auf Hydrocrack Basis sind eigentlich für alle modernen Motoren von den Herstellern vorgeschrieben. Nur gibt es nicht mehr das eine Öl, sondern jeder Autohersteller eigene Spezifikation die erfüllt werden muss. Bei dem meistverkaufte 5W-30 Motoröl handelt es sich um das Longlife 3. Es passt meisten für VW 50400/50700, BMW LL-04 und MB 229.51. Damit deckt es einen großen Teil des Marktes ab.

Vollsynthetische Motorenöle (typische Vertreter sind 5W-40 oder 0W-40 Motoröle) bestehen aus:

  • vollsynthetisches Grundöl ca. 70 % – 80 %
  • Additive ca. 20 % – 30 %

Additive sind chemische Wirkstoffe, die den Motorölen zugegeben werden. Durch die Additive werden vorhandene Eigenschaften verbessert oder dem Öl neue Eigenschaften hinzugefügt. Im Fachjargon heißt das: die Öle werden legiert.

Antischaumadditive

Technisch bedingt entstehen im Motor durch die Umlaufschmierung kleine Luftblasen im Motoröl. Verschäumtes Öl kann jedoch durch die Ölpumpe schlechter angesaugt werden. Ein Ausfall der Schmierung würde zum Motorschaden führen. Die  Antischaumadditive bewirken eine deutliche Minderung des bei der Umwälzung von Öl entstehenden Schaums.

Detergenzien

Detergenzien sind Substanzen welche der Bildung von Ablagerungen im Öl vorbeugen oder den Motor von Ablagerungen befreien. Die Detergenzien werden mit der Zeit zum Beispiel durch überzogene Ölwechselintervalle aufgebraucht. Dadurch kommt es dann vermehrt zu Ablagerungen im Motor. Das führt zu einem erhöhten Verschleiß. Im schlimmsten Fall droht sogar ein Motorschaden.

Viskositätsindexverbesserer

Die Viskosität ist ein Maß für die Zähflüssigkeit des Öles. Ein dünnflüssiges Öl hat eine niedrige Viskosität und ein zähflüssiges Öl hat eine hohe Viskosität. Die Viskosität nimmt mit steigender Temperatur ab, das heißt das Öl wird dünnflüssiger.

Viskositätsindexverbesserer sind Additive, die die temperaturabhängige
Viskositätsänderung eines Öls beeinflussen. Durch sie werden die Viskositätsänderung des Grundöls bei Temperaturänderungen verringert.

Je höher der Viskositätsindex eines Öls, desto geringer
ist die Viskositätsänderung über einen breiten Temperaturbereich

Pour-Point-Depressant

Das Pour-Point-Depressant (PPD) Additiv wird für die Verbesserung der Tieftemperatureigenschaften des Motoröls verwendet. Das wird durch die Senkung des Stockpunktes des Schmierstoffs erreicht. Der Stockpunkt beschreibt die Temperatur bei der ein Öl vollständig erstarrt. Die Temperatur liegt ca. 3-5 °C unter dem Pour-Point, bei dem das Öl, unter definierten Prüfbedingungen gerade noch fließfähig ist.

Die wichtigsten Klassifizierungen von Motorölen

Motoröl unterscheidet sich zum einen in der Viskosität und zum anderen in der Qualität. Es gibt verschiedene Organisationen, die eine Einteilung der Eigenschaften der Motoröle vorgenommen haben.

  • SAE (Society of Automotive Engineers)
  • API (American Petrol Institute)
  • ACEA (Association des Constructeurs Européens d’Automobiles)
  • ILSAC (International Lubricant Standardization and Approval Committee)
  • JASO (Japan Automobile Standards Organization)

Die Klassifizierung nach SAE

Die verschiedenen SAE-Klassen geben die Viskosität an, also welches definierte Fließverhalten ein Öl bei verschiedenen Temperaturen hat. Sie werden eigentlich von allen namhaften Fahrzeugherstellern verwendet. Gängige Motoröle sind zum Beispiel:

  • 0W-40
  • 5W-40
  • 5W-30
  • 10W-40

Dabei gibt die erste Zahl mit dem angehängten „W“ die Eigenschaften beim Kaltstart an und die zweite Zahl, ohne Anhang, die Eigenschaften bei 100 °C, also bei betriebswarmen Motor an. Das W steht für Winter.

Je kleiner die Zahl vor dem „W“, desto fließfähiger ist das Öl bei tiefen Temperaturen. Je höher die Zahl nach dem „ – “, desto dickflüssiger ist das Öl bei 100 °C.

Bis zu welcher Tieftemperatur ein Motoröl benutzt werden kann, hängt von der möglichen Grenzpumptemperatur ab.

  • Bei SAE 0W sind das – 40 °C
  • Bei SAE 5W sind das – 35 °C
  • Bei SAE 10W sind das – 30 °C
  • Bei SAE 15W sind das – 25 °C
  • Bei SAE 20W sind das – 20 °C

Je fließfähiger ein Motoröl ist, desto schneller ist der Motor durchölt. Das heißt das Ol ist auch an der letzten Schmierstelle angekommen. Bei Null Grad Je fließfähiger ein Motoröl ist, desto kleiner ist die Durchölungszeit eines Motors. Das heißt, dass das Motoröl auch an der letzten Schmierstelle angekommen ist. Bei null Grad (Kaltstart) benötigt ein 5W-30 Öl dafür ca. 8 Sekunden. Ein 10W-40 benötigt dann schon beachtliche 28 Sekunden, ein 15W-40 sogar ewig anmutende 48 Sekunden. [Quelle: Liqui Moly]

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Klassifizierungen nach ACEA

Die Qualitätsklassen nach ACEA werden hauptsächlich von den europäischen Fahrzeugherstellern in Verbindung mit einer SAE Viskositätsangabe verwendet. Für Importfahrzeugen mit Dieselmotoren und DPF werden jedoch auch zunehmend die ACEA Klassen von den Fahrzeugherstellern benutzt.

Motoröl Gebinde Castrol mit Beschriftung ACEA API
Aufdruck von ACEA und API Angaben auf einer Öldose von Castrol

Die ACEA unterscheidet Öle für Benzinmotoren [A] und Öle für leichte Dieselmotoren [B,C]. Gängige Bezeichnungen sind zum Beispiel A1/B1, A3/B4 und A5/B5 für Benzin- und Dieselmotoren. Die gängigen Bezeichnungen für Dieselmotoren mit Dieselpartikelfilter sind C1, C2, C3, C4 und C5.

Bei der ACEA hat jede Kategorie ihre eigene Bedeutung. Die Motoröle dürfen dabei nicht abwärtskompatibel benutzt werden.

Seit 2018 dürfen ACEA A/B Spezifikationen nicht mehr zusammen mit ACEA C Spezifikationen auf einem Motoröl ausgegeben werden, da die Bestandteilen (zum Beispiel Aschegehalt) zu unterschiedlich sind.

Für Nutzfahrzeug-Dieselmotoren gibt eine eigen Kategorie bei der ACEA. Gängige Bezeichnungen sind hier zum Beispiel E4. E5. E6, E7 oder E9.

 

Klassifizierungen nach API

 Die zu verwendenden Motoröle für Importfahrzeuge mit Benzin-Motoren, die außerhalb Europas entwickelt wurden richten sich hauptsächlich nach API bzw. ILSAC.

Die Grundbeschreibung der API Spezifikationen besteht aus zwei aufeinanderfolgenden Buchstaben. Die API unterscheidet Öle für Benzinmotoren [erster Buchstabe S] und Dieselmotoren [erster Buchstabe C].

Der folgende zweite Buchstabe definiert die Qualität des Öls. Je weiter hinten im Alphabet dieser Buchstabe steht, desto qualitativ höherwertiger ist dann das Motoröl.

Bei Dieselmotoren kann dann noch ein „-4“ folgen. Das bedeutet, das Öl ist auch für großvolumige 4-Takt Dieselmotoren in LKW oder Bussen geeignet. Für 2-Takt Dieselmotoren gibt es auch noch ein „-2“.

2016 wurde die API F [zweiter Buchstabe F] neu eingeführt. Sie steht für eine eigenständige Dieselspezifikation für Emission- und Kraftstoffeinsparung, Diese neue Spezifikation ist nicht kompatibel mit den API-C Klassen. Das Motoröl darf nur in Motoren verwendet werden, die speziell dafür konstruiert wurden.

Klassifizierungen nach ILSAC

Die Qualitätsklassen nach ILSAC lehnen sich stark an die API Klassen an. Allerdings werden nur Klassen für Benzinmotoren berücksichtigt. Für Diesel gibt es bei der ILSAC keine Klassifizierung. Die ILSAC Klassen werden gerne für Importfahrzeuge die ausserhalb Europas entwickelt wurden genutzt.

Klassifizierungen nach JASO

Die Japan Automobile Standards Organization legt überwiegend die Kriterien für Zweiradöle fest. Es gibt aber auch Klassen für Benzinmotoren und Dieselmotoren.

Die wichtigsten Spezifikationen für Motoröl

Spezifikationen der PKW-Hersteller

Für europäische Fahrzeuge gelten jeweils vorgeschriebene Herstellerspezifikationen die auf den Motorentests der ACEA aufbauen. Entsprechende Hersteller Normen gibt es für:

  • BMW
  • Fiat Gruppe (Fiat, Alfa Romeo, Jeep und Lancia)
  • Ford
  • Jaguar/Land Rover
  • Mercedes Benz
  • Opel
  • PSA (Citroen/Peugeot)
  • Porsche
  • Renault
  • Volvo
  • VW-Gruppe (Volkswagen, Seat und Skoda)

Spezifikationen der NFZ-Hersteller

Die vorgeschriebenen Herstellerspezifikationen bauen auf den Motorentest der ACEA und oder der API auf. Entsprechende Herstellernormen gibt es für:

  • Iveco-Motoren
  • MAN-Motoren
  • Mercedes-Benz-Motoren
  • Renault-Motoren
  • Scania-Motoren
  • Volvo-Motoren

Spezifikationen der Motorrad-Hersteller

Die Motorradhersteller unterhalten größtenteils keine eigenen Motoröl-Spezifikationen. Dafür geben sie dann die entsprechenden Ölqualitäten nach API und oder JASO als Empfehlung an.

Als Besonderheit müssen Motorrad Motorenöle oft auch noch die Anforderungen einer im Ölbad laufenden Kupplung erfüllen. Nach Jaso gibt es dafür die entsprechenden Spezifikationen.

Für 2-TaktMotoren gibt es eine europäische ISO-Norm, die vergleichbar mit den JASO 2-Takt Spezifikationen sind.

Die wichtigsten Hersteller für Motoröl

Die 3 bekanntesten Markenhersteller

  1. Castrol
  2. Liqui Moly
  3. Mobil

Die Motorölhersteller nach Alphabet

  1. Addinol
  2. Agip
  3. Aral
  4. Castrol
  5. ELF
  6. Eurolub
  7. Fanfaro
  8. Fuchs
  9. Liqui Moly
  10. Mannol
  11. Meguin
  12. Mitan
  13. Mobil
  14. Motul
  15. Rowe
  16. Shell
  17. Total
  18. Valvoline
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